Die foejetong-favorites 2018

Sarah und Magdalena haben in ihren Köpfen gekramt und fassen hier ihre (pop)kulturellen Highlights des Jahres zusammen. 

Das Jahr 2018 neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Hier teilen Sarah und Magdalena mit euch, welche Bücher, Filme, Serien, Alben und Ausstellungen (und und und…) sie dieses Jahr begleitet und begeistert haben, aber auch welche Flops dabei waren.

 

Neues aus der Bücherwelt: 

Elena Ferrantes „Lästige Liebe“ (2018), Suhrkamp.

Magdalena: Mein Neuerscheinungshighlight des Jahres ist ganz eindeutig Elena Ferrantes „Lästige Liebe“. Die Geschichte der Tochter Delia, die auf die Suche nach den Spuren ihrer Mutter geht, hat mich vom ersten Moment an gefesselt. Während sie nach dem Mann sucht, den sie für den Mörder ihrer Mutter hält, findet die Protagonistin verborgene Teile ihrer Vergangenheit. Mysteriös, vereinnahmend und feministisch. Eine große Leseempfehlung.

Sarah: Für mich gab es im Comicbereich viele spannende Neuerscheinungen. Wie beispielsweise Liv Strömquists „Der Ursprung der Liebe“ oder Katja Klengels „Girlsplaining“. Beide nutzen auf ihre Weise das Zusammenspiel aus Bild und Text des Comics gekonnt, um Geschlechterklischees sowie Alltagssexismen aufzudecken und dabei stets im Tragischen auch das Komische aufzuspüren.

Old – but gold, gold, gold!

Die Autorin George Eliot im Alter von 30. Portätiert von Alexandre-Louis-François d’Albert-Durade. Quelle: Wikimedia Commons.

Magdalena: Ich war sofort ganz vernarrt in „Their Eyes were watching God“ von Zora Neale Hurston. Eine faszinierende Geschichte um die furchtlose und ganz außergewöhnliche Protagonistin Janie, die ihrer Zeit (der Roman ist 1937 erschienen) voraus ist. Ein abwechslungsreicher, dramatischer, empowernder und großartiger Roman.

Sarah: Mein großes Leseprojekt dieses Jahr war es, George Eliots „Middlemarch“ nachzuholen. Auf 800 Seiten erstreckt sich das Portrait einer englischen Kleinstadt im 19. Jahrhundert, anhand dessen Konventionen und Moralvorstellungen – insbesondere auch die Vorstellungen von Ehe – kritisch hinterfragt werden. Klingt vielleicht erst einmal dröge, aber  George Eliot (alias Mary Anne Evans) schreibt so wunderschön bissig-ironische Kommentare, dass es trotz „schwerer Kost“ leicht fällt, dran zu bleiben.

Und auf dem Pop-Olymp so?

Magdalena: Ich habe, wie in all diesen Kategorien, viele tolle Sachen gehört (gelesen, gesehen). Wenn ich mich für eine Poperscheinung entscheiden muss, dann küre ich Janelle Monáe mit ihrem Studioalbum „Dirty Computer“ zur Göttermutter. Monáe erschafft ein feministisches, afrofuturistisches, musikalisches Universum, in das es sich mehr als lohnt einzutauchen.

Sarah: Poperscheinung Nr. 1 für mich in diesem Jahr ist das Album „Alapla“ von OneOne. OneOne ist ein Seitenprojekt von Satomi & Greg von Deerhoof sowie Saya & Takeshi von Tenniscoats. Ich mag beide Bands einzeln, gemeinsam entsteht aber etwas völlig Neues, irgendwo zwischen fröhlich, experimentell und tiefgründig melancholisch. Dazu Satomis und Sayas Stimmen, die wunderbar zusammenpassen. Am besten auf Bandcamp einfach mal selbst reinhören.

Janelle Monáe, State Theatre, Minneapolis, „Dirty Computer“-Tour. Quelle: Wikimedia Commons.

 

An der Bingewatching-Front? 

Screenshot aus „Dear white People“, 2018, Netflix.

Magdalena: Ich habe so wahnsinnig viel gesehen. Meine Kostümfilmliebe wurde wahrscheinlich am meisten durch „Anne with an E“ bedient. Zeitgenössischer und ebenfalls großartig sind aber auch „Insecure“ (der Soundtrack!) oder „She’s gotta have it“. Ah – und gerade habe ich „The Letdown“ (dt. „Milcheinschuss) gesehen, was sich kritisch und sehr ehrlich mit den Schwierigkeiten der Mutterschaft auseinandersetzt.

Sarah: Hier ist meine Liste ebenfalls sehr lang. Den Anfang macht „Terrace House“, einer Serie, von der ich nie dachte, dass mir das Genre gefallen könnte. Besonders beeindruckt hat mich „Dear White People“ – politisch wie ästhetisch anspruchsvoll. Zuletzt mit „Aggretsuko“ eine animierte Serie, die einen spannenden Kontrast zwischen niedlichem Stil und ernster Thematik schafft.

 

Und Flops gabs auch?

Agnieszka Polska The Demon’s Brain, 2018. Mehrkanal-Videoinstallation, Filmstill. (c) Agnieszka Polska, Courtesy ZAK/BRANICKA, Berlin and OVERDUIN & CO, LA.

Magdalena: Ohja – beispielsweise die Agnieszka Polska-Ausstellung im Hamburger Bahnhof „The Demon’s Brain“. Wie schon bei ihrem Beitrag zur Finalistinnenausstellung für den „Preis der Nationalgalerie“ steckt dahinter eine gute Idee, aber die Umsetzung ist so moralkeulig, dass der gute Wille leider mal nicht zählt.

Sarah: Bei mir dieses Jahr tatsächlich nicht. Natürlich gab es einiges an Büchern, Serien und so weiter, die mir nicht gefielen. Aber meist habe ich sie dann einfach beiseite gelegt bzw. ausgeschaltet.

Und sonst so?

Magdalena: Ich habe endlich „Americanah“ von Chimamanda Ngozi Adichie gelesen und muss sagen, dass dies einer der besten Romane ist, den ich jemals gelesen habe.

Sarah: Ein kulturelles Highlight von mir war die Tanzperformance „The Sea Within“ von Lisbeth Gruwez. Unbedingt ansehen, falls sich die Gelegenheit noch ergibt.

 

 

 

 

Titelbild: Screenshot, „The Letdown“ (2018), Netflix