Melancholia für Kinder

„I in Wonderland“ im Theaterdiscounter Berlin

Irgendwie ist das schon ein bisschen dramatisch, wenn sich die Maulwurffreunde Max und Moritz nach einer langen Suche rund um die Welt wiedersehen, im gleichen Moment aber Lars-von-Trier-mäßig der Planet Erde auf den fiktiven Tierplanet zusteuert und den Weltuntergang einläutet. Das ist für Kinder? Der Theaterdiscounter in Berlin Mitte und die Company post theatre, um Medienkünstlerin Hiroko Tanahashi, haben einen surrealen Abenteuerparcours erschaffen, an dem nicht nur Kinder Gefallen finden.

Es beginnt mit einem Fisch – ja genau, ein Fisch in einem Aquarium, der einem eine Geschichte erzählt. Die Geschichte eines kleinen Jungen, der beschließt nicht mehr aufzuwachen, weil er sich im Traum so viele Geschichten ausdenken kann, wie er möchte. Geschichten, auf die sich seine Eltern vor seinem Dornröschenschlaf nicht recht einlassen wollten. Es beginnt eine Reise durch den Kopf des kleinen Jungen. Guide ist ein sogenannter „Fischkopf“, der auch noch in weiteren Geschichten auftaucht, ein Wesen halb Fisch – halb Mensch (ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich mich daran erinnere). Zuerst die Geschichte von einer Welt, in der die Fische ausgestorben sind und dafür die eben genannten Fischköpfe ihre Brötchen verdienen, indem sie in einem Großaquarium im Fischkostüm umher schwimmen und die Menschen unterhalten. Dann taucht da doch ein richtiger Fisch auf und die Geschichte wird gerade so richtig spannend, da ist sie auch schon wieder vorbei. Dieses Vorgehen zieht sich durch viele der Filme. Was mit der Tierwelt passiert, nachdem der Planet Erde auf sie zu schnellt – man weiß es nicht. Und was ist mit dem Zirkuspferd Henry, das seinen Beruf als Tanzpferd so hasst, obwohl er das Tanzen geliebt hat? Keine Antwort.

Die handgezeichneten Trickfilmgeschichten, die den Zuschauer_innen in gemütlicher Kulisse, wie einem übergroßen Bett à la Kanye (ausziehen würde ich mich vielleicht nicht, weil Kinder anwesend) oder einem Zelt, präsentiert werden, sind alle recht dramatisch. Die anwesenden Kinder in meiner Runde, scheinen das aber nicht so empfunden zu haben – vielleicht liegt es also an mir. Pro Vorstellung sind 9 Zuschauer_innen zugelassen. Ein schönes Erlebnis, wenn man Kinderbesuch hat, oder auch das Kind in sich selbst füttern möchte. Wenn ihr als erwachsene Person dabei sein wollt, solltet ihr nicht den gleichen Fehler machen wie ich und alleine hingehen. Schnappt euch ein Kind (no kidnapping, please) oder eine_n Erwachsene_n, denn alleine zwischen einer achtköpfigen Familiencommunity mit Kleinkindern sich in ein Riesenbett zu kuscheln, ist doch ein wenig weird.

Dennoch – „I in Wonderland“ ist schon ein wenig queer. Ein surreales Abenteuer und nicht nur für Kinder lohnenswert.

Harte Fakten zum Stück

I in Wonderland
Theaterdiscounter Berlin, Klosterstraße 44, 10179 Berlin
Eintritt: 10 Euro normal, 6 Euro ermäßigt (nur für Kinder unter 14 Jahren)

Titelbild: ©Theaterdiscounter Berlin, post theatre